Nach seiner Beschäftigung mit Sigmund Freud versuchte Schmidt, psychoanalytische Methoden auf die Literatur zu übertragen. Schon in seiner Studie Sitara und der Weg dorthin untersuchte er Karl Mays Landschaftsschilderungen auf versteckte Körperabbildungen. In Zettel’s Traum widmete er sich dann der Mehrfachbedeutung der Worte, die durch klangliche Assoziationen oft unbewußte Gedanken des Sprechers oder Autors mit ausdrücken. Durch Verschreibungen, also Abweichungen von der Dudennorm, nutzte Schmidt diese Technik der Mehrstimmigkeit für sein eigenes Schreiben. Schmidt erklärt es in Zettel's Traum so:

»Was ›Worte‹ sind, wißt Ihr – ?«; / (sie nickten so schnell: !) /(GlücklichesVölkchen;mir war’s nich ganzklar.)).: »Also das bw spricht Hoch=Worte. Nun wißt Ihr aber, aus FREUD’s ›Traumdeutung‹, wie das ubw ein eigenes Schalks=Esperanto lallt; indem es einerseits Bildersymbolik , andrerseits Wort=Verwandtheiten ausnützt, um mehrere – (immer aber im Gehirn des Wirtstieres engbeieinanderlagernde ! ) – Bedeutungen gleichzeitig wiederzugeben . Ich möchte nun diese neuen, wortähnlichen Gebilde – die sowohlerzogen der scheinbaren Präzision der Normalsprache dienen; als auch den fehllustig=doppelzüngelnden Amfibolien der›Hinter‹=Gedanken –›ETYMS‹ heißen : der obere Teil des Unbewußten : spricht ›Etym‹.«. (Wie wir sonst sagen : ›One of the chaps speaks English‹) / (Sie verarbeiteten an der Subtilität.) / : »Das bedeutet natürlich : daß, aufgrund dieser ränkespinnerischen Sinnwendewippchen, ein dem Feinsinnigen gänzlich unerwünschter Janus=Effekt auftritt.« / –) : »Also was der Filologe ›Wurzeln‹ nennt?«; W. / (»Homonyme? –« probierte P. / »Was sich reimt?«; (Fr, unsicher . .) / : »Ihr habt Alledrei etwas Recht; s trifft’s aber doch nicht ganz : Etyms will be Etyms«. (Beispiele? So viel die Stunde lang ist) : »Der B=Filosof schwärmt englisch vom Großn=Ganzn – : ›The Whole‹! – ›von unten‹ flüstert’s zärtlich : ›hole‹ – –«. / (»Das Loch? –«übersetzte Fr nachdenksamig; / und ich, flink, eh’W (...) mauzn konnte)) : »Dänn wo lebte der Deutsche, der beim lateinischen ›mundus‹ nicht an ›Mund‹ dächte? : zwistlos erklingt der Zwiegesang.«

Bargfelder Ausgabe, Werkgruppe IV, Band 1, S. 32
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